english below and in green!
Vor ein paar Tagen habe ich hier in Köln eine Lesung mit Texten von Andy Warhol gemacht. Die Veranstaltung fand statt im Rahmen der Ausstellung mit LP-Covers, von denen Andy Warhol unzählige gestaltet hat und die zur Zeit im Museum für Angewandte Kunst in Köln zu sehen sind. Textgrundlage waren Ausschnitte aus einem Buch mit dem Titel: "Die Philosophie des Andy Warhol von A bis B und zurück" (Ffm 2006). Das ist eine Zusammenstellung von Schriften des Künstlers zu verschiedenen Themen. Ich habe mich auf zwei Themen konzentriert: Arbeit und Unterhosen.
Auf den Teil mit den Unterhosen habe ich mich dadurch vorbereitet, dass ich vor der Lesung selbst Unterhosen kaufen gegangen bin. Warhol behauptet, die Tätigkeit des Unterhosenkaufens zeige sehr viele Aspekte der Persönlichkeit des Kaufenden. Da hat er sicher recht. Die Marke, die Warhol bevorzugt hat, gibt es übrigens immer noch und auch Unterhosen mit "Pima-Baumwolle", auf die sein snobistischer Freund schwört, kann man noch kaufen.
Für unsere Fragen auf diesem Blog ist das andere Thema, die Arbeit, ein wenig ergiebiger. Warhol bietet natürlich keine kritische Analyse seines oder des allgemeinen Arbeitsbegriffes. Er denkt überhaupt nicht kritisch oder analytisch, sondern durchgehend affirmativ. Das hat einen bestimmten Reiz, denn dadurch entgeht er der Gefahr, die Dinge durch eine wie auch immer gefärbte ideologische Brille zu betrachten. Seine Texte sind in keiner Weise antikapitalistisch und doch sind sie subversiv. Denn obwohl er hervorhebt, wie wichtig ihm das "Business" ist, zeigt sich beim näheren Hinsehen, dass er das Business nutzt, um die Kunst in die Welt zu bringen. Ihm ging es darum, dass nicht nur die Kunstwelt seine Arbeiten wahrnimmt und womöglich schätzt, sondern dass sie in der "Welt da draußen" rezipiert wird. Er freute sich, dass seine "Kunst nun im Kommerz mitschwamm - mitten ins wirkliche Leben hinein" (Warhol S. 87). Und die Mittel, die er dazu einsetzt, biedern sich nicht an den sogenannten Massengeschmack an, sondern sie prägen diesen Geschmack.
Seine Filme, mit denen er offenbar die Factory finanziell lange über Wasser hielt, sind alles andere als mainstreamnahe.
Sein Verhältnis zur Arbeit ist nicht vom kapitalistischen Leistungsdenken geformt. "Ich glaube, dass ich Arbeit schon deshalb sehr locker interpretiere, weil ich der Meinung bin, dass allein der Umstand, dass man lebt, viel Arbeit mit sich bringt, viel Arbeit, die man eigentlich gar nicht machen will. Geboren sein ist gerad so wie entführt werden. Und als Sklave verkauft werden (...)." (Warhol S. 91f.)
Sein Verhältnis zur Arbeit ist ganz und gar pragmatisch. Wenn sie nötig ist, wird sie auch getan, aber sie hat keinen darüber hinaus gehenden Eigenwert. Warhol nutzt also auch hier die Mittel, die die kapitalistische Welt ihm bietet, um damit seine eigenen Vorhaben umzusetzen. Aber er käme nie auf die Idee, der Arbeit einen Wert für seine Definition als Mensch und Künstler zuzugestehen. Damit fällt er nicht auf die sonst übliche völlige Überbewertung der Arbeit für den Menschen und die Welt herein, die schon Max Scheler im Geist des Kapitalismus am Werk gesehen und kritisiert hat.
Some days ago I did a reading with texts of Andy Warhol. This event took place in the context of an exhibition with record-covers that Warhol designed and which are shown in the Museum of Applied Arts in Köln. I read parts of a book with a collection of his writings: "The philosophy of Andy Warhol from A to B and back". I don´t know if this book exists in english as well. Anyway I focused on two issues that he writes about: Work and Underwear.
To prepare for the part about underwear I went shopping some underpants for myself just before the reading started. Warhol claims that shopping underwear is an act that shows quite a lot about the personality of people. I agree. I realized that the brand that Warhol preferred still exists as well as pants with "Pima-cotton" that his snobby friend use to wear.
For the questions we are dealing with on this blog the other subject - work - is a bit more interesting. Warhol of course doesn´t give a critical analysis of work. He doesn´t think in terms of analysis or critique but nearly always affirmative. This has a certain appeal, because doing so he he avoids the risk to fall into the traps of ideology. His texts are not at all anticapitalistic but they are subversive! Although he points out how important business is for him you can see in a closer view that he uses business just to bring his art into the world. He wanted his work seen and known not only in the close circle of the artists scene but "out there" in the world. He was glad that his art "was swimming with the commercial realm - right into real life!". He doesn´t serve mainstream taste to be successful, but he forms it.
Warhol´s relation to work isn´t formed by the capitalistic thinking of performance. " I believe that I take work so easy because I think that the mere fact of living brings a lot of work already, work that you don´t want to do. Being born is like being kidnapped. And sold as a slave." (translation from german)
He has a pragmatic relation to work. If it is necessary he does it. Warhol here like always uses the means that the capitalistic world offers to realize his ideas but apart from this work has no meaning or better: no value for the fundamental understanding of human beings. In difference to the spirit of capitalism (as Scheler has described it) Warhol would never agree to the overestimation that work normally has in our world. This is a form of artistic subversion that we can see in Warhol´s writings.
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