english below!
In einer Fernsehdokumentation über die Geschichte des Punk, die vor kurzem unter dem Titel "London´s Burning" auf Arte lief, stellt Bob Geldof (kein Punk) im Interview mit Campino von den Toten Hosen eine bemerkenswerte Behauptung auf. Er weist darauf hin, dass es im Punk eigentlich dauernd um "Ich, Ich, Ich" ging und damit in gewisser Weise die neoliberale Wende in der Politik flankiert wurde. Margret Thatcher sei genau genommen so eine Art Johnny Rotten der Politik gewesen.
Starke Worte und bezogen auf das umfassende Phänomen Punk sicher falsch. Aber für uns und unsere Frage nach dem Künstler im Kapitalismus ist es eine Bemerkung, die wir nicht einfach als Unsinn abtun können. Den Hass, den Thatcher auf alles hatte, was man Gesellschaft, Solidarität und Gemeinsinn nennt ("There is no such thing as society!"), kann man in anderer Form auch im frühen Punk finden. Thatcher wollte die Gesellschaft als Gemeinwesen - und als traditionsverhaftetes System! - zerstören, um dem neoliberalen Kapitalismus freie Bahn zu schaffen. Im Punk wollte sich das Einzelwesen aus den Fesseln der miefigen Gesellschaft der 70er in England befreien. Das ist zwar was ganz anderes, aber spielte dem Hyperindividualismus, den wir heute haben, in die Hände.
Der Kapitalismus hatte dann ja auch kein Problem, die Ästhetik des Punk zu vereinnahmen und den subversiven Impetus für sich nutzbar zu machen.
Klar, der echte Punk macht genau den Scheiß nicht mit!
Doch als "Künstlerkritik" an der kapitalistischen Gesellschaft hat Punk das gleiche Schicksal ereilt, wie viele Vorgänger, aber darüber hinaus auch noch Werte vertreten, die Thatcher und Konsorten eben auch durchsetzen wollten.
Viel zu diskutieren, am 17./18. September in Köln beim Kolloquium "Künstler sein im Kapitalismus"! Details gibt es hier: www.stimmfeld-verein.de!
In
a television documentary about the history of Punk, which ran on Arte
recently under the title "London's Burning" Bob Geldof (no punk) claimed in
an interview with Campino of the Toten Hosen something remarkable. He
points out that in Punk there was a lot of "I, I, I"
and through this in a sense, the neoliberal turn in politics was supported. Margaret Thatcher strictly speaking had been a kind of Johnny Rotten of politics.Strong words and related on the bigger phenomenon Punk certainly wrong. But for us and our question of the artist under capitalism it is a remark that we just can not just declare as nonsense. The
hatred that Thatcher had on everything like society, solidarity and
common sense ("There is no such thing as society!"), can be
found in another form in the early Punk. Thatcher wanted to destroy society as a community - and as a traditional system! - in order to create free space for neoliberal capitalism. In Punk the individuals wanted to liberate from the shackles of stuffy society of the 70 in England. While that is something completely different, it still plays in the hands of the hyper individualism, that we have today.Capitalism later had also no problem to collect the aesthetics of Punk and make the subversive impetus usable for themselves.Clearly, for the real Punk this is does exactly the shit he or she doesn´t want!But as "artist critique" of capitalist society Punk has the same fate as
many predecessors, but in addition also represent values that Thatcher
and consorts also wanted to enforce.
Again something to discuss, maybe at 17./18. September in Köln at the colloquium "being artist in capitalism"! Details: www.stimmfeld-verein.de!
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