Trinkgeld / Tip ?!

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Freitag, 8. November 2019

Fundstück Hugo Ball

In Hugo Balls Schrift "Flucht aus der Zeit" habe ich den folgenden Text gefunden, der von der Zeit um 1913 handelt und meines Erachtens einiges anspricht, was auch in meinem Nachdenken über Künstler sein im Kapitalismus auftaucht. Zur gleichen Zeit hat übrigens Max Scheler seine Kritik des Kapitalismus geschrieben, die bei allen großen Unterschieden zwischen den beiden, doch ein paar Parallelen aufzeigt:


So stellten sich 1913 Welt und Gesellschaft dar: das Leben ist völlig verstrickt und gekettet. Eine Art Wirtschaftsfatalismus herrscht und weist jedem Einzelnen, mag er sich sträuben oder nicht, eine bestimmte Funktion und damit ein Interesse und seinen Charakter an. Die Kirche gilt als ›Erlösungsbetrieb‹ von wenigem Belang, die Literatur als ein Sicherheitsventil. Gleichgültig, wie es zu diesem Zustande gekommen ist –, er ist da und niemand vermag sich ihm zu entziehen. Die Weiterungen sind nicht erfreulich, etwa im Falle eines Krieges. Die Massen werden dann hinausgeschickt werden, um die Geburtenziffer zu regulieren. Die innigste Frage aber bei Tag und Nacht ist diese: gibt es irgendwo eine Macht, stark und vor allem lebendig genug, diesen Zustand aufzuheben? Und wenn nicht: wie entzieht man sich ihm? Der Verstand mag sich abrichten und einfügen lassen. Läßt sich aber das Menschenherz so beschwichtigen, daß seine Regungen zu berechnen sind? Damals schrieb Rathenau seine »Kritik der Zeit«; ohne eigentlich eine Lösung zu finden. Er stellte nur in aller Deutlichkeit das Phänomen und seinen Umfang fest. ›Mit wirtschaftlichen und politischen Vorschlägen, wie Rathenau sie am Schlusse seines Buches entwickelt‹, so notierte ich mir damals, ›ist es nicht mehr getan. Was nottut, ist eine Liga all derer, die sich dem Mechanismus entziehen wollen; eine Lebensform, die der Verwendbarkeit widersteht. Orgiastische Hingabe an den Gegensatz alles dessen, was brauchbar und nutzbar ist‹.