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Sonntag, 10. April 2016

Max Scheler: Das erste Video/ first video


english below...

Heute möchte ich auf ein kleines Video hinweisen, in dem ich einige Ideen zum Künstler im Kapitalismus vorstelle, die der Philosoph Max Scheler vor gut 100 Jahren formuliert hat. 

(Ein zweites Video wird bald folgen.)
Max Scheler ist ein Denker, den man mit einer gewissen Vorsicht lesen sollte. (Das stimmt vielleicht für alle „Denker“!?) Er gehört zwar meiner Meinung nach nicht zu den wirklich gefährlichen Philosophen, die glauben, irgend ein Geheimnis zu besitzen, um das sie wie um den heißen Brei herumsprechen – Heidegger ist für mich ein Beispiel für diese Kategorie. Scheler legt seine Gedanken offen und man kann schnell erkennen, wo es sich um wirlich bedenkenswerte und originelle Ideen handelt, und wo er hanebüchene und manchmal schwer erträgliche Gedanken von sich gibt. Er war ein großer Befürworter des ersten Weltkrieges und hat dazu einiges geschrieben, das in die Kategorie hanebüchen und schwer erträglich gehört. Aber er war auch einer der wenigen, die nach dem Krieg für die Demokratie und die Weimarer Republik einstand.
Scheler ist für unsere Fragen auch interessant, weil er als Mensch anscheinend zu schwach war, um seinen eigenen Vorstellungen zufolge zu leben. Er war eigentlich immer ein religiöser Denker. Ausgehend von katholischen Überlegungen hat er seine Vorstellungen immer wieder umgewandelt und ist am frühen Ende seines Lebens 1928 bei Überzeugungen gelandet, die eher vom Buddhismus beeinflusst waren.
In den Jahren um 1914 war er noch ein katholischer Philosoph und seine Texte zum Kapitalismus sind deshalb eher ungewöhnlich für uns, weil sie nicht aus der sozialistisch-marxistischen Ecke heraus argumentieren. Das muss man nicht mitmachen, aber erfrischend ist es allemal.
Sein Leben war allerdings nicht gerade religiös geprägt. Es scheint eher triebgesteuert gewesen zu sein oder anders gesagt: Die „Verführungen“ seiner Zeit haben ihn offenbar zerissen. Hugo Ball, der Begründer von DaDa und ebenfalls Katholik, hat von ihm gesagt, dass er nie einen „verendenderen“ Menschen getroffen hätte als Scheler. Diese Tragik, diese Zerissenheit macht ihn interessant. Denn es scheint auch heute manchmal unmöglich, gegen ein System, das bereits in die kleinsten Poren den Menschseins gelangt ist, seine eigene „Natur“ zu bewahren und zu leben. Oder? 
(Darin ist übrigens der Kapitalismus dem Christemtum früherer Zeiten ähnlich. Benjamin sagte einmal, der Kapitalismus sei eigentlich nur die Fortführung des Christentums.)




Today I want to point out a small video in which I present some ideas about the artist in capitalism, that the philosopher Max Scheler formulated about 100 years ago. 
(A second video will follow soon.)
Max Scheler is a thinker, which you should read with some caution. (That may be true for all "thinkers" !?) In my opinion he does not belong to the really dangerous philosophers who believe to have a kind of secret to which they like to beat around the bush - Heidegger belongs for me to this category. Scheler shows his thoughts openly and you can quickly see where they are really thought-provoking and original ideas, and where his thoughts are outrageous and sometimes almost unbearable. He was a great supporter of the First World War and has written things about the war that belong to the category outrageous and hard to bear. But he was also one of the few, who after the war supported democracy and the Weimar Republic.
He is also interesting for our questions, because he was as a man apparently too weak to live according to his own ideas. He was always a religious thinker. Starting from Catholic considerations he converted his ideas steadily and landed in the early end of his life in 1928 in convictions that were more influenced by Buddhism.
In the years around 1914, he was still a Catholic philosopher and his texts about capitalism are therefore rather unusual for us because they do not argue from the socialist-Marxist corner. You don´t  have to join his views, but they are refreshing after all.
His life, however, was not just influenced religiously. It seems to have been driven rather by desire. The "temptations" of his time seem to have torn him. Hugo Ball, the founder of DaDa and also a Catholic, has said of him that he never had somebody, who looked so desperate (perished?) as Scheler. This tragedy and this inner conflict makes him interesting. Because still today it seems often impossible to preserve and live ones own "nature” against a system that has already arrived in the smallest pores of the human condition. Or?

(Here capitalism is very much similar to Christianity. Benjamin once said that capitalism is actually just the continuation of Christianity.)

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