Die neoliberale Doktrin, die unsere
Welt in den vergangenen 30 Jahren zu einem klimatisch überhitzten und emotional
kälteren Ort gemacht hat, behauptet, der freie Markt löse alle möglichen
Probleme quasi von selbst. Zugleich heißt es, der Markt sei das wichtigste
Subsystem der Gesellschaft, dem alle anderen sich unterzuordnen haben. Im
harten Realitätscheck der Coronakrise scheint diese Doktrin im hellen Licht
ihrer ganzen Absurdität auf. Covid 19 hat das kapitalistische System in kurzer
Zeit in die Hilflosigkeit getrieben.
Max Scheler hat in seiner
kritischen Kapitalismusanalyse von Anfang des 20. Jahrhunderts vom "Umsturz der Werte" durch den Kapitalismus gesprochen und die These
aufgestellt, dass eine Gesellschaft die auf den kapitalistischen Werten beruht,
von allen früheren Zivilisationen als vollkommen verrückt wahrgenommen werden
müsste. Mit einem Schuss Optimismus kann man sagen, dass sich die absurde
Struktur einer Welt, die nur auf Profit und Wirtschaftlichkeit aufbaut und
Menschen nur noch als Dienstleister der Ökonomie betrachtet, jetzt im System
selbst offenbart. Der Kapitalismus ist hilflos geworden. Was jetzt gefragt ist,
sind Werte, die dem Geist des Kapitalismus in der Regel schnuppe sind. Wir
brauchen jetzt Hilfsbereitschaft, Solidarität, Verantwortungsgefühl,
Zurückhaltung und Maßhalten. Im kapitalistischen Denken sind diese Werte dem
des Profitstrebens und des freien Marktes untergeordnet.
Jetzt zeigt sich, dass
diese Umwertung keine Lösung bietet für die Probleme, mit denen wir zu kämpfen
haben.
Trump hat das amerikanische
Seuchenschutzprogramm vor einigen Jahren praktisch aufgelöst und das so
gerechtfertigt: „Ich bin Geschäftsmann und mir gefällt es nicht, wenn so viele
Leute die ganze Zeit untätig herumsitzen.“
Darin wird die ganze Logik
des neoliberal verschärften Kapitalismus offenbar. Langfristige Vorsorge für die
Menschen widerspricht dem Geist des Business.
Dieser Geist gerät jetzt in die
Defensive. Wir werden sehen, ob er sich von diesem Schlag nach Corona wieder
erholt. Die Welt wird auf jeden Fall bald eine andere sein.
Was hat das mit Kunst und
Künstlersein zu tun? Für Scheler waren und sind die Künstler*innen diejenigen,
die (neben den Naturmenschen und den Religiösen)einer Wertehierarchie folgen,
die nicht kapitalistisch auf den Kopf gestellt ist. In zumindest Teilen der
Kunst hat sich ein Denken bewahrt, dass die Fragen des Menschseins in den
Vordergrund stellt und sie nicht den „infantilen Idealen“ (Scheler) des
Kapitalismus unterordnet. Diese Aufwertung der Kunst ist sicher nicht frei von
Momenten romantischer Verklärung, aber ich denke, dass es trotzdem einen
bedenkenswerten Kern daran gibt. Das Weltverständnis von Künstler*innen ist
nicht primär vom kapitalistischen Geist geprägt. Und wenn jeder Mensch erkannt
hat, dass er/sie ebenfalls Künstler oder Künstlerin ist (siehe Beuys), d.h. diese
Werte in sich trägt, besteht die Chance, den Geist des Kapitalismus in die
Schranken zu verweisen. Vielleicht hilft uns dabei Covid19!
The neoliberal doctrine that has
made our world a climatically overheated and emotionally colder place over the
past 30 years claims that the free market solves all kinds of problems
virtually by itself. At the same time, it claims that the market is the most
important subsystem of society, to which all others must submit. In the harsh
reality check of the Corona crisis, this doctrine shines in the bright light of
all its absurdity. Covid 19 has driven the capitalist system into helplessness
in a short time.
Max Scheler, in his critical
analysis of capitalism at the beginning of the 20th century, spoke of the „overturn
of all values“ by capitalism and put forward the thesis that a society based on
capitalist values would have to be perceived as completely insane by all
previous civilizations. With a dash of optimism, one can say that the absurd
structure of a world based only on profit and profitability, which regards
people only as service providers of the economy, is now revealed in the system
itself. Capitalism has become helpless. What we need now are values that are
generally unimportant to the spirit of capitalism. We do need helpfulness,
solidarity, a sense of responsibility, care and moderation. In capitalist
thinking, these values are subordinated to the pursuit of profit and the free
market.
It is now becoming clear that the
overturned hierarchy of values does not offer a solution to the problems we are
facing.
Two years ago Trump dismantled the National Security Council’s pandemic response
unit,
justifying it as follows: "
I’m a business person … I don’t like having thousands of people around when you
don’t need them.."
In it the whole logic of the
neoliberal intensified capitalism becomes obvious. Long-term provision for the
people contradicts the spirit of business.
This spirit is now being put on the
defensive. We'll see if it recovers from this blow after Corona. In any case,
the world will soon be a different place.
What does that have to do with art
and being an artist? For Scheler, artists (besides people of natural and religion)follow
a hierarchy of values that is not capitalistically
turned upside down. In at least parts of art, a way of thinking has been
preserved that puts the questions of being human in the foreground and does not
subordinate them to the "infantile ideals" (Scheler) of capitalism.
This revaluation of art is certainly not free of moments of romantic
transfiguration, but I think that there is nevertheless a core worthy of
consideration. The understanding of the world by artists is not primarily
shaped by the capitalist spirit. And when one day everyone has recognized that
he or she is also an artist (see Beuys), i.e. that they carry these values
within them, there is a chance to move the spirit of capitalism away from his
dominant position. Perhaps Covid19 will help us do this!
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