So stellten sich 1913 Welt und Gesellschaft dar:
das Leben ist völlig verstrickt und gekettet. Eine Art Wirtschaftsfatalismus
herrscht und weist jedem Einzelnen, mag er sich sträuben oder nicht, eine bestimmte
Funktion und damit ein Interesse und seinen Charakter an. Die Kirche gilt als
›Erlösungsbetrieb‹ von wenigem Belang, die Literatur als ein Sicherheitsventil.
Gleichgültig, wie es zu diesem Zustande gekommen ist –, er ist da und niemand
vermag sich ihm zu entziehen. Die Weiterungen sind nicht erfreulich, etwa im
Falle eines Krieges. Die Massen werden dann hinausgeschickt werden, um die Geburtenziffer
zu regulieren. Die innigste Frage aber bei Tag und Nacht ist diese: gibt es
irgendwo eine Macht, stark und vor allem lebendig genug, diesen Zustand
aufzuheben? Und wenn nicht: wie entzieht man sich ihm? Der Verstand mag
sich abrichten und einfügen lassen. Läßt sich aber das Menschenherz so
beschwichtigen, daß seine Regungen zu berechnen sind? Damals schrieb Rathenau
seine »Kritik der Zeit«; ohne eigentlich eine Lösung zu finden. Er stellte nur
in aller Deutlichkeit das Phänomen und seinen Umfang fest. ›Mit
wirtschaftlichen und politischen Vorschlägen, wie Rathenau sie am Schlusse
seines Buches entwickelt‹, so notierte ich mir damals, ›ist es nicht mehr
getan. Was nottut, ist eine Liga all derer, die sich dem Mechanismus entziehen
wollen; eine Lebensform, die der Verwendbarkeit widersteht. Orgiastische
Hingabe an den Gegensatz alles dessen, was brauchbar und nutzbar ist‹.
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Freitag, 8. November 2019
Fundstück Hugo Ball
In Hugo Balls Schrift "Flucht aus der Zeit" habe ich den folgenden Text gefunden, der von der Zeit um 1913 handelt und meines Erachtens einiges anspricht, was auch in meinem Nachdenken über Künstler sein im Kapitalismus auftaucht. Zur gleichen Zeit hat übrigens Max Scheler seine Kritik des Kapitalismus geschrieben, die bei allen großen Unterschieden zwischen den beiden, doch ein paar Parallelen aufzeigt:
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