english below
Hier kommt ein link zu dem Video mit meinem ersten Vortrag über "Künstler sein im Kapitalismus", den ich beim gleichnamigen Kolloquium in der Freihandelszone Köln am 17. und 18. Sept. 2016 gehalten habe.
Es geht in erster Linie um die Thesen des Philosophen Max Scheler, von denen ich annehme, dass sie Künstlern helfen können, in einem guten Abstand zur Logik des Kapitalismus zu bleiben und sich auf die eigenen Fragen zu konzentrieren.
https://vimeo.com/184910267
This is a link to the video with my first lecture held at the Colloquium about "Being artis in capitalism" that took place at the Freihandelszone in Köln/Cologne on 17th/18th Sept 2016. This time it is in german, but most of what I say you can also find in the two videos about Max Scheler, that you find on this blog in earlier posts.
Trinkgeld / Tip ?!
Wenn die Lektüre dieses Blogs für Sie in irgendeiner Weise wertvoll, interessant oder anregend ist, und Sie Ihrer Wertschätzung Ausdruck verleihen wollen, dann gibt es neben der Möglichkeit, mir zu schreiben jetzt auch die Gelegenheit, mir ein "Trinkgeld" zu geben. Näheres dazu findet sich auf meiner Tipeee-Seite:
If reading this blog is in any way helpful, interesting or inspiring for you, and you want to express your appreciation, I am happy to receive a comment. There is now also the opportunity to give me a "tip". You can find out more on my Tipeee page:
Freitag, 30. September 2016
Montag, 19. September 2016
Kolloquium und Vortrag/ colloquium and lecture
Das erste Kolloquium zu unserem Thema hat am Wochenende (17./18.9.2016) in den Räumen der Freihandelszone in Köln stattgefunden. Künstler und Künstlerinnen der unterschiedlichen Disziplinen haben ernsthaft, frei und fokussiert über das Dasein im Kapitalismus gesprochen, angeregt u.a. durch die Impulsvorträge, die der Künstler und Philosoph Volkmar Mühleis und ich gehalten haben.
Außerdem konnten wir mit der Coach Georgia Hüls systemische Aufstellungen zu unserer internen Situation als Künstler in dieser Gesellschaft machen.
Vielen Dank an alle, die zu diesem guten und starken Wochenende beigetragen haben!
Den Vortrag von Volkmar Mühleis kann man unten als Textversion nachlesen.
Die Vorträge, die ich gehalten habe, werde ich (hoffentlich) bald als Video posten.
The first colloquium about our subject has taken place last weekend at the Freihandelszone in Köln/Germany. Artists of different disciplines had serious, free and focused talks with each other, inspired by some lectures given by the philosopher and artist Volkmar Mühleis (Brussel) and myself.
We also had the chance to make some systemic settings with the Coach Georgia Hüls, about our internal situation as artists in this society.
Thank you to everybody who gave their contribution to this good and strong event!
Below you find the lecture that Volkmar Mühleis gave at the colloquium, in german...
Volkmar Mühleis
Originalität = Konkurrenz?
Künstlerische und
kapitalistische Prinzipien im Vergleich –
und was man selbst tun kann
Wenn man über das Dasein des Künstlers im
Kapitalismus nachdenkt, dann sollte man sich zunächst darüber klar werden,
welche Form von Künstler gemeint ist und welche Form von Kapitalismus, um das
eigene Interesse hieran besser einschätzen zu können und auch die eigene
Erwartung an mögliche Antworten. Das Historische ist dabei stets mit dem
Prinzipiellen verbunden, gestern wie heute, und Formen von früher wirken
vielfach fort, kehren wieder, schlummern untergründig, bleiben im Rücken
wirksam. Selbst habe ich vor allem zur bildenden Kunst gearbeitet, und insofern
nähere ich mich diesen Fragen auch von der bildenden Kunst her, ohne mich aber
darauf beschränken zu wollen.
Beginnen wir mit Formen von Künstlerschaft, die
historisch entstanden sind und heute noch bestehen, tatsächlich oder als
Wunschbilder.
Da wäre zunächst der handwerklich gebildete
Künstler, wie wir ihn seit der Antike kennen. Er unterscheidet sich vom
Handwerker nicht durch das Fach, das er gelernt hat, sondern dadurch, dass er
das überlieferte Können des Fachs nicht nur ausübt und weitergibt, vielmehr auf
eine eigene, besondere, persönliche Art erweitert, verändert, zugunsten einer
Idealität und Schönheit, wie sie der Handwerker selbst nicht anstrebt. Zugleich
ist der Künstler nach wie vor einem Fach treu, als Bildhauer, Maler,
etc. Seine Meisterschaft ist eine individuelle, einzigartige, während die des
Handwerkers kollektives Gut bleibt. Ökonomisch lebt er wie der Handwerker von
Auftragsarbeiten und teilt mit ihm deshalb prinzipiell den gleichen sozialen
Status, wenn auch in herausragender Form, hat der Künstler doch im besten Fall – wie der Bildhauer Lysipp oder der
Maler Apelles – Zugang zum Hof,
in diesem Fall der Hof Alexander des Großen. Die beste Auftragsarbeit war
exklusiv, und nur die Aristokratie hatte die finanzielle Macht diese zu
bezahlen und zugleich das Selbstbild, Einzigartigkeit beanspruchen und
repräsentieren zu wollen.
Auf welche Art ist diese Form der
Künstlerschaft noch gegenwärtig? Der Kunstsoziologe Pierre-Michel Menger hat
darauf hingewiesen, dass Kunstschaffende sich auch heute vor allem durch
technisches Können – vergleichbar dem
handwerklichen – Erwerbsvorteile
sichern, vor allem bei Auftragsarbeiten.[i] In der
Schule hat jeder schreiben gelernt, viele können also potentiell einen Text
schreiben und ihn als Arbeit anbieten, einer Zeitung, einem Verlag. Weniger
haben gelernt, eine radiotaugliche Tonaufnahme zu machen, um den Bericht etwa
dem Radio anzubieten, und noch weniger haben gelernt, wie man Ton- und
Bildaufnahmen im Team fürs Fernsehen erstellt. Die Einkommensmöglichkeiten sind
aus vielen Gründen bei Zeitung, Radio und Fernsehen unterschiedlich, aber schon
die technischen Anforderungen spielen dabei eine Rolle – sie bedürfen bestimmter Ausbildungen und Selektionen, es entsteht eine
Spezialisierung, die sich mitunter auszahlt. Doch nicht allein technisch wird
Spezialisierung belohnt, auch künstlerisch, wenn jemand sich einem Fach
widmet und darin dann – medial verstärkt
– als
Stellvertreter dafür dienen kann. Wer ab
und an einen Text schreibt, wird nicht als Schriftsteller gesehen,
gerade nicht von Buchverlagen, die Kontinuität verlangen, Bücher, und damit
auch das Bild des Typus ihres Fachs, des Schriftstellers, des
Verlegers, etc. Repräsentation verlangt ein derartiges Regime, wie wir es seit
der Antike kennen, und die künstlerische Frage ist seit der Aufklärung und der
Moderne natürlich, wie eine Ästhetik der Brüche, Fragmente, Andeutungen und
Diskontinuitäten damit – unter inzwischen allein noch kapitalistischen Vorzeichen – zum Tragen kommen kann.
Schauen wir auf den zweiten Typus des Künstlers
– der wohlhabende
Bürger, wie wir ihn seit dem späten Mittelalter und dem Humanismus kennen. Mit
der Blüte der Städte und Stadtrechte wuchs für bildende Künstler nicht nur der
Kreis potentieller Auftraggeber, sondern ergaben sich auch neue
unternehmerische Einkommensmöglichkeiten. So war Lucas Cranach d. Ä. nicht nur
als Maler aktiv, sondern unterhielt er auch eine Apotheke und war er als
Buchhändler, Papierhändler und Verleger tätig. Zu einer Zeit, da Farben im
Atelier noch aus Pflanzen, Tierknochen und anderen natürlichen Zutaten hergestellt
wurden, war es nicht abwegig, die eigene Infrastruktur mit dem Handel von
Heilkräutern zu verbinden. Nicht nur das eigene fachliche und selbst
individuelle Können sicherte also das Einkommen des Künstlers, er expandierte
zudem als Unternehmer in naheliegende, anverwandte Bereiche, von seinem Atelier
aus, das offener Teil dieser Handelsstruktur war. Zugleich wurden damals in
Brügge die ersten Wechsel ausgestellt. Der Künstler als Unternehmer rührt
ebenso aus dieser Zeit wie der Beginn des Kapitalismus. Und auch heute stellt
sich wirtschaftlich erfolgreichen Künstlern die Frage, wie sie ihr Geld gut
anlegen und mehren können, in anverwandten Investitionen, Immobilien zum
Beispiel, hat man selbst als bildender Künstler mit einem wachsenden Werk doch
auch entsprechenden Lager- und Raumbedarf.
Der dritte für uns wichtige Typus ist der
Künstler als Aristokrat. Im 17. Jahrhundert gehörte Diego Velázquez
etwa zu den ersten Künstlern, die geadelt wurden. Welche Vorstellungen vom
Künstler entstanden dadurch? Zunächst einmal, dass er die Eigenschaften des
Adels teilen würde – von Geburt her
dem Genus, Geschlecht nach, anders zu sein (genial); ein von reproduktiver
Arbeit befreites Leben zu führen; ein Leben lang von Kunst umgeben zu sein. Die
romantischen Dichter später waren überwiegend Aristokraten. Genieästhetik und
Romantik sind die Versuche gewesen, aristokratisches Selbstverständnis in die
Künste zu tragen, nach dem Fall der Aristokratien selbst, mit dem Beginn der
demokratischen Revolutionen seit 1789. Das künstlerisch Einzigartige war hier
nicht Ergebnis individueller Arbeit wie in der Antike, sondern besaß
den Anspruch der Einzigartigkeit von der Geburt an, indem das Geschlecht des
Adels auf die Individualität der jeweiligen Künstlernatur, das Genie, gemünzt
wurde. Das begründete auch den Anspruch auf Originalität. Es ist das bis heute
folgenreichste Bild vom Künstler. Warum? Es bleibt der aristokratischen
Unterscheidung in Edle und Gewöhnliche treu, öffnet sie aber dem Individuum, so
dass auch unter demokratischen Vorzeichen – dem Primat des Subjekts – der Einzelne die Anderen mit dieser Unterscheidung sehen kann
(freilich nur, indem der Anspruch der Gleichheit fallengelassen wird – und damit jener der Freiheit
verraten). Jeder, der sich nicht als gewöhnlich betrachtet – und insofern auch nicht als gleich –, ist für dieses Denken empfänglich. Jeder ist ein
Künstler, heißt es dann, jeder ist kreativ, hat Talent, ist etwas
Besonderes.[ii]
Doch während der Einzelne dabei nur auf sich schaut, übersieht er, was jeder
hier tatsächlich bedeutet: Legt man den Akzent darauf, impliziert es
Gleichheit. Verschiebt man den Akzent jedoch auf das Individuelle, Besondere,
Andere, so ist der Weg frei für einen kollektiven Individualismus, der
politisch im Liberalismus und heute im Marktradikalismus Gestalt gewinnt, und
in dem Kreativität als Ressource gilt, Künstlersein als Ich-unternehmerisches
Vorbild und die maximale Ausbeutung des Ganzen die Pflicht eines jeden. Hier
bedeutet Originalität ultimative Konkurrenz, im Wettbewerb um den nur aufgrund der
eigenen Durchsetzungskraft erreichten Status. Was dem Aristokraten einst von
Geburt an gegeben schien, muss sich der Einzelne so erst erkämpfen, sein
Geburtsrecht als Künstler. Auf die Art beginnen Biographien, in denen Kunst und
Leben bedingungslos aneinander geknüpft werden. Übersehen wird dabei politisch
nicht nur die Frage der Gleichheit, sondern ökonomisch auch gern die
finanzielle Möglichkeit eines derartigen Unterfangens. Wer mit dem
aristokratischen Anspruch der freien Tätigkeiten, abseits von Aufträgen, sich
sein Dasein unter ultrakonkurrentiellen Bedingungen erst ermöglichen will, muss
entweder in unternehmerische Strukturen finden, die das erlauben, oder bereits
gut begütert sein. Wir werden auf diese Fragen zurückkommen, doch schauen wir
davor auf den vierten und letzten Typus des Künstlers, den ich vorstellen will,
den Künstler als citoyen, als demokratischen Bürger.
Als demokratischer Bürger ist sich der
Künstler dem Dreiklang von Freiheit, Gleichheit und Solidarität miteinander
durchaus bewusst. Zeitgleich mit den Romantikern entsteht sein Bild im Zuge
sozialistischer Vorstellungen, bei Claude Henri de Saint-Simon etwa, der den
militärischen Begriff der Avantgarde entlehnt, um gesellschaftlich die Künstler
damit beauftragt zu sehen, nämlich Vorhut zu sein für eine bessere Zukunft,
Seismographen der Geschichte.[iii]
Wiederum wird der Künstler hervorgehoben, doch im Einklang mit der
Gesellschaft, nicht gegen sie, wie in der Unterscheidung von Genie und Masse
etwa. Auch das wirtschaftliche Auskommen dieses Künstlers liegt in den Händen
der Gesellschaft, die als sozialistische oder gar kommunistische anderen
Wirtschaftsgesetzen folgen mag als denen des Kapitalismus. Wenn die
Gesellschaft und Geschichte jedoch der Seismographen bedarf, so kann sie nicht
vorherbestimmt sein oder absolut, wie es Ideologen der Macht in kommunistischen
Staaten später vielfach behaupteten, mit Waffengewalt, Vernichtung. Unter dem
Diktat der Ideologie wurde das, was Künstler seit der Antike zu Künstlern
gemacht hat, ihre Eigenheit, schließlich bekämpft. Welche Zukunft hat der
demokratische Künstler heute, im gegenwärtigen Kapitalismus? Wenn er seine
Eigenheit als eine des egalitären Autodidakten behauptet, im Sinne des Do It
Yourself, als Individuum nicht im Gegensatz zum Kollektiv, als Teil der
Gesellschaft, geschichtsbewusst, im Einfordern auch alternativer Weisen des
Wirtschaftens und Handelns?
Soviel zunächst zu vier Formen des
Künstlerseins – des technisch spezialisierten Individualisten, des über sein
Fach hinaus unternehmerisch aktiven Künstlers, des Kunstaristokraten und des citoyen.
Schauen wir jetzt auf seine Arbeit, sein Werk. Wie gewinnt es an Wert? Und
unterscheidet sich diese Frage von jener, wie Geld an Wert gewinnt?
Vergleichbar wie es Typen Künstler gibt, gibt es auch Formen der Wertschöpfung.
Ich möchte mich auf drei dieser Formen konzentrieren: Im Mittelalter etwa wurde
der Wert von etwas anhand seiner ihm eigenen Eigenschaften bestimmt – Gold galt
hierbei als Substanz von höchstem Wert und Maßstab. Das ist eine Form der
Wertbestimmung, immanenter Wert. Wie aber wird das Gold zu Gold? Durch Arbeit.
Es muss abgebaut werden, transportiert, geformt, kommuniziert, usw. Sehr viel
später, im 19. Jahrhundert, bestimmte u.a. Karl Marx den Wert von etwas nach
der Arbeit, die aufgebracht werden muss, um es zu erstellen. Demnach kann
gesagt werden, zu dem und dem Preis kann das und das erstellt und gehandelt
werden, alle Beteiligten werden auf die Art anteilig entlohnt. Doch, wie ich
bereits angedeutet habe, bildete sich seit dem Humanismus ein Geldhandel
heraus, der auf Zukünftiges spekulierte, mit Wechseln arbeitete, Zinsen usf.
Georg Simmel hat im 20. Jahrhundert darum Wertschöpfung von der Spekulation her
betrachtet.[iv]
Was wird etwas wert sein? So arbeitet man nicht nur für Geld, sondern
das Geld auch, zwischen Gegenwart und naher, erlebbarer Zukunft. Kommen wir
zurück auf meine hier eingangs gestellten Fragen: Wie gewinnt ein Kunstwerk an
Wert, wie das Geld? Und gibt es einen Unterschied beider in der Wertschöpfung?
Auch das Kunstwerk kann man immanent als wert- und bedeutungsvoll ansehen; man
kann seinen Preis nach der Arbeit bestimmen – oder auch nach den Gesetzen der
Spekulation. Darin unterscheiden sich Kunst und Wirtschaft nicht, auch nicht
Kunst und Kapitalismus, im Geiste der Spekulation. Worin sie sich nur
unterscheiden, ist, dass monetäres Kapital – Geld also – als rein
rechnerischer, kalkulierter Wert einer symbolischen Entsprechung bedarf, um als
wert- und bedeutungsvoll gesellschaftlich anerkannt zu werden. Und Kunst bietet
eine solche symbolische Entsprechung, nicht anders wie wohltätige Zwecke und
anderes. Wir erinnern uns, dass schon in der Antike der Hof Künstler brauchte
zu seiner Repräsentation, seinem auch symbolischen Anspruch. Das gleiche gilt ebenso
für den demokratischen Staat, auch er muss sich repräsentieren. Nach der Frage
der Künstlerschaft und der Wertschöpfung in den Künsten möchte ich deshalb nun noch
einen Schritt weitergehen, zu der Frage, wie der westliche, demokratische,
kapitalistische Staat sich symbolisch, in den Künsten, repräsentiert. Auch
diese Frage ist wichtig, um Ansätze zu finden, wie wir Künstlerschaft im
Kapitalismus heute gestalten wollen.
Der niederländische Künstler und Ökonom
Hans Abbing hat eingehend untersucht, warum Künstler in westlichen,
demokratischen, kapitalistischen Staaten zu jener Berufsgruppe gehören, die –
gemessen an ihrer überwiegend akademischen Ausbildung – in der großen Mehrheit
kein nennenswertes Einkommen verdienen.[v]
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung
etwa bezifferte 2012 das monatliche Einkommen von bildenden Künstlern
hierzulande wie folgt: 6% – kein Einkommen; 16% – bis zu 250 Euro Einkommen;
24% – bis zu 500 Euro Einkommen; 31% – bis zu 1000 Euro Einkommen; 13% – bis zu
1500 Euro; 4% – bis zu 2000 Euro; 3% – bis zu 2500 Euro; 3% – darüber.[vi]
23% haben demnach mehr als tausend Euro im Monat zur Verfügung, 46% deutlich
weniger als tausend Euro, und 31% um die tausend Euro. Die Zahl jener, die ein
Einkommen im Vergleich mit anderen akademischen Tätigkeiten haben (an die 2000
Euro und aufwärts), beschränkt sich auf ein Zehntel, wovon drei Prozent den
Teil jener bildenden Künstler ausmacht, deren Werke auf dem Kunstmarkt
tatsächlich hohe Preise erzielen. Die Frage für Abbing ist nun, wie es sein
kann, dass in der bildenden Kunst die Einkommen so extrem ungleich verteilt
sind. Ökonomisch scheint die Antwort zunächst einfach: Der internationale
Kunstmarkt ist ein Spekulationsgeschäft auf Gegenwartskunst, dort entsteht ein The
Winner Takes It All-Markt, der für extreme, singuläre Aufschwünge sorgt,
während die große Mehrheit nahezu leer ausgeht. Das stimmt auch. Vergessen
werden darf aber, so Abbing, nicht die Rolle jener, die den rechtlichen Rahmen
hierfür bieten, die kapitalistischen Staaten. Erst seit dem Ende des Zweiten
Weltkriegs ist dieses extreme Ungleichgewicht in der bildenden Kunst
entstanden. Davor gab es weder Subventionen für Kunst noch Pop Art-begeisterte,
junge Sammler in der Wall Street. Warum subventioniert der Staat gerade in Europa
Kunst, die den kapitalistischen Marktgesetzen nach nicht überlebensfähig wäre,
sprich keinen Anschluss an Repräsentationen von Folklore, Jahrmarkt, Kirmes,
Feuerwerk, Operette, Boulevard, Entertainment, Schlager, Pop und Ähnlichem
findet oder sucht? Weil eine demokratische Gesellschaft der kritischen,
avantgardistischen Kunst bedarf, so die Antwort. Zugleich bedarf sie aber auch
ein ihr entsprechender Staat. Und hier entsteht nach Abbing ein Zirkel, der zu
viele Künstler seines Erachtens direkt in die Armut führt. Der Staat schafft
über Subventionen Anreize für eine Produktion, die er selbst zum Teil
abschöpft, in Ankäufen für die eigenen Institutionen, doch die
gesamtwirtschaftlich eine Überproduktion darstellt, die weder er selbst noch
der Markt auffangen kann. Diese Überproduktion wird gern wiederum ökonomisch
begründet, dass Kunst nur schwer und selten zu erreichen sei, unvorhersehbar
ist, und dadurch – wie bei ähnlichen, nur schwer zu innovierenden Fällen, in
der Forschung etwa – aus dem Vielen nur das Wenige gefiltert werden könne, das
dann tatsächlich neu und bahnbrechend ist. Historisch aber ist diese Annahme
nicht zu begründen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Kunstproduktion
reglementiert, über Ateliers, Gilden und Kammern, nicht anders, wie es die
Kammern für Architekten, Ärzte oder Handwerker immer noch gibt. Und dort
herrscht auch heute keine derartige Ungleichheit wie in den bildenden Künsten.
Abbing zufolge hat man sich in einer Art individualistischem
Kunstaristokratismus verfangen, der als Feier der Freiheit verstanden
wird, repräsentativ, symbolisch, für
einen Staat, in dem Museen und Opern als Horte edler Kunst gelten, während der
Anspruch der Gleichheit sträflich vernachlässigt wird, im rechtlichen Zulassen
eines radikalen Kunstmarktes, für the very happy few der Hochfinanz, auf
Kosten der meisten Kunstschaffenden.
Nach diesen
Überlegungen, zum Künstler, dem Kunstwerk und dem kunstfördernden,
demokratischen Staat, möchte ich zwei weitere Aspekte ansprechen, um danach
eine erste Bestandsaufnahme zur Diskussion zu stellen. Der erste der beiden
weiteren Aspekte betrifft die Frage, wo wir uns im Laufe des Kapitalismus
gegenwärtig befinden. Paul Mason hat in diesem Jahr mit seinem Buch Postkapitalismus
für Furore gesorgt.[vii] Seine
Annahmen möchte ich auf die Künste beziehen. Der letzte Aspekt gilt schließlich
der sexuellen Differenz, so Luce Irigaray, die ich bislang in meinem Text unterschlagen habe.[viii]
Hätte sie am Anfang gestanden, mit Vorstellungen davon, was es heißt,
Künstlerin zu sein, so wären die Überlegungen – schon in historischer Hinsicht
– anders verlaufen. Die Zukunft in den Künsten wird lange nicht so männlich
geprägt sein, wie es ihre Vergangenheit vielfach war. Schauen wir gerade auch
mit Blick auf die sexuelle Differenz in diese Zukunft in den Künsten.
Zunächst aber: Postkapitalismus.
Was verspricht dieser Begriff? Die gegenwärtige Krise des Kapitalismus, infolge
der Finanzkrise von 2008 und danach, ist nach Paul Mason kein bloß weiterer
Wendepunkt in Zyklen des Auf- und Abschwungs, der durch die Gewinnung neuer
Märkte, technologischer Innovationen usw. überwunden werden kann. Der
Marktradikalen liebstes Spielzeug, die digitale Informationstechnologie, hat
wirtschaftlich den Nachteil, ein Gut herzustellen, dessen Reproduktion keinen
Mehrwert erwirtschaftet, von mehreren Personen ohne Verschleiß gleichzeitig
genutzt werden kann und dadurch auch keinen Mangel kennt, lediglich wiederum
technisch oder juristisch begrenzt werden kann, durch Kopierschutz oder
Urheberrecht, Patent. Diese Gut heißt Information. Sie durchdringt die
virtuelle wie auch physische Welt und führt in jeden dieser Prozesse die
gleiche wirtschaftliche Tendenz gegen Null ein, ob es dabei um die
Digitalisierung von Wissen und Kommunikation geht oder die Digitalisierung in
Arbeitsabläufen, in einer Fabrik, Behörde, wo auch immer. Was sich dieser
Tendenz physisch widersetzt, sind tatsächlich knappe, endliche Güter wie
Rohstoffe zum Beispiel. Als Informationen werden menschliche Güter Mehrwertrechnungen mit der zunehmenden
Digitalisierung untergraben, während natürliche
Güter alten, kapitalistischen Gesetzen folgen könnten – würden, so Mason, diese
Gesetze nicht selbst von der Digitalisierung erfasst, indem Geld seit den
siebziger Jahren nicht mehr an Gold gebunden ist und selbst der staatlich
regulierten Spekulation überantwortet wurde. Er entwirft eine überaus anregende
Perspektive, wie der Kapitalismus sich tatsächlich im Übergang zu einer
Wirtschaftsform befinden könnte, in der plural teil- und nutzbare, informierte
Güter den Vorrang privat- und unternehmensrechtlich geschützten Eigentums
unterwandern werden und der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen aus
dieser Abkehr traditionell kapitalistischer Prinzipien erwächst. Was bedeutet
das für das Künstlersein im Kapitalismus? Was bedeuten im weiteren Begriffe der
Nachhaltigkeitsforschung wie Resilienz, also die Fähigkeit, Störungen
abzufedern; Redundanz, als das Überschüssige des Notwendigen (sprich
Ineffizienten); Suffizienz, der Sättigungsgrad, und damit verbunden die Frage
der Exnovation, im Kontrast zur Innovation, des Abschaffens von eingeführten
Erneuerungen, in Verfahren der umweltschonenden Beseitigung oder
dekonstruktiver Wiedergewinnung erneuerbarer Energien, Elemente und
Bestandteile?[ix] Digitalisierung
auf der Basis regenerativer Energien, das wäre die Zukunft auch in den Künsten,
mit einer entsprechenden Tendenz zur Immaterialität. Was heißt das für welche
Disziplin, welche Praxis? Im Tanz, der Bildhauerei, Literatur oder Musik? Wie
stehen avantgardistische Prinzipien wie Brüche, Schocks, Widerstände zu
Resilienz, Redundanz, Suffizienz, Exnovation? Was wird es heißen: Künstlersein
im Postkapitalismus?
Und wie wird sich die sexuelle
Differenz darauf auswirken? Was bedeutet es heute, Künstlerin zu sein, im
Kapitalismus? Und was bedeutet das Sein der Kunstmänner für die Künstlerinnen
im Kapitalismus? Auch hier möchte ich mich auf die bildende Kunst
konzentrieren. Kunst von Künstlerinnen wird allgemein seit den siebziger Jahren
erst systematisch gesammelt, auch wenn Sammlerinnen wie Peggy Guggenheim seit
Beginn des letzten Jahrhunderts bereits aktiv waren.[x]
Marlene Dumas, die erfolgreichste Malerin der Gegenwart, gemessen an ihren
Verkäufen, erzielt ungefähr zehnmal so niedrige Preise wie der erfolgreichste
Maler der Gegenwart, Gerhard Richter. Erstmals verkehren sich aber heute die
Rollen unter Paaren von Künstlerin und Künstler – während Sophie Taeuber etwa
an medialer Aufmerksamkeit nie aus dem Schatten ihres Mannes Hans Arp treten
konnte, ist Anne-Mie Van Kerckhoven heute international eine renommierte
Künstlerin, während ihr Mann Dany Devos eher flämischen Kunstkennern bekannt
ist. Das aber ist nach wie vor nicht die Regel. Kunstsoziologischen
Erkenntnissen nach leidet die Karriere einer Künstlerin in der Partnerschaft
mit einem Künstler noch immer eher als umgekehrt.[xi]
Das prekäre Einkommen vieler Künstler rächt sich in dem Fall für etwa die
Künstlerinmutter, wenn die Beziehung zerbricht und sie zwar Anspruch auf
Unterhaltszahlungen für das gemeinsame Kind hat, er aber nichts zahlen kann. De
facto wechseln Künstlerinnen bisweilen dann das Fach, werden Gestalterinnen
oder gehen anderen, lukrativeren Berufen nach, falls der Ausbildungs- und
Umschulungsweg das noch erlaubt. Sind es nur zehn Prozent der bildenden
Künstler, die ihrer akademischen Ausbildung entsprechend ein Einkommen haben,
so sind es weit weniger Künstlerinnen. Cornelia Koppetsch und Sarah Speck haben
in ihrer aktuellen Studie Wenn der Mann kein Ernährer mehr ist gezeigt,
wie Künstler ihr Auskommen durchaus auch bei Ernährerinnen suchen, Frauen mit
gutbezahlten Berufen, die gerade die Selbstverwirklichung ihrer Künstlermänner
attraktiv finden.[xii] Umgekehrt
wiederum gilt nicht unbedingt das Gleiche. Künstlerinnen haben also nicht nur mit
einem ultrakonkurrentiellen Wettbewerb zu kämpfen, in oft informellen
Netzwerken der hochfinanziellen Kunstwelt, die vielfach auf Vernissagen,
abends, auf Partys geknüpft werden, Gelegenheiten für unabhängige Individuen,
die sich auch als solche präsentieren. Sie finden darüber hinaus weniger
Sammler und Sammlerinnen für ihre Arbeiten, erhalten auf lange Sicht bei weitem
schlechtere Preise und müssen mitunter die Kindererziehung selbst tragen, da
ihr Kunstmann in der Regel zu wenig verdient, selbst wenn die Partnerschaft
glückt. Künstlerinsein im Kapitalismus beginnt mit einer Kritik dieser
Umstände, Umstände, von denen einige wenige Künstler massiv profitieren, während
die meisten anderen geblendet sind vom Erfolg dieser Stars.
Was tun? Der Schlüssel, den man selbst
in der Hand hat, ist, wie man seine eigene Praxis begreift und welche
Konsequenzen das hat für das eigene Handeln. Wie sichert man die Kontinuität
der eigenen Lebensumstände und der künstlerischen Arbeit? Der Kapitalismus
zielt auf den Markt, auf Angebot und Nachfrage, Knappheit der Ressourcen. Als
Künstlerin wie Künstler versucht man also Produkte zu erstellen, die eine
Nachfrage anregen und aufgrund ihrer Knappheit entsprechende Preise erzielen
können. Das gelingt den wenigsten. Andere tragen sich stellenweise durch
staatliche Subventionen, Nebenjobs, familiäre Unterstützung oder ganz andere
Hauptberufe. In der bildenden Kunst sind das 90 Prozent. Für sie ist der Markt
eine Schimäre, sie bewegen sich bereits in einer nonkapitalistischen Situation.
Ökonomisch kann man sich für Wirtschaftsformen jenseits des Marktkapitalismus
stark machen, wie Paul Mason es tut. Die Alternative zum Markt der Besitztümer
ist die pluralistische Verhandlung und Nutzung von Allgemeingütern, zur
Knappheit der Überfluss der Ressource – wie im Fall digitaler Informationen –
und zum Preis dafür der Preisverfall. Als Künstlerin oder Künstler könnte man versuchen,
sich in diesen Bahnen künstlerisch zu bewegen.
Beginnen wir mit einigen
grundsätzlichen Überlegungen: Das innovative Spiel eines Fußballers kann er
sich nicht rechtlich schützen lassen, patentieren, weil es eine Kunst in der
Gruppe ist, aus dem Zusammenspiel erwächst. Was unterscheidet dieses Spiel von
der künstlerischen Praxis? Wer bestreitet die Eigenheit des Fußballers, auch
wenn diese Eigenheit kein Eigentum impliziert? Finden wir hier nicht
Originalität, Innovation und Kreativität des Einzelnen in der Gruppe? Und würde
uns das nicht von der Kunstaristokratie befreien, zugunsten endlich des
künstlerischen citoyen? Ließe sich das Produkt, das zur endlosen
Reproduktion offen zur Verfügung gestellt würde, nicht von der Arbeitszeit her
bemessen, die nötig war es zu entwickeln, entwerfen, gestalten, kommunizieren?
Käme es dann nicht darauf an: Zeit,
die Arbeitsprozesse brauchen? Und: Lässt sich die Diskussion um ein
Grundeinkommen etwa mit derart vom Markt abweichenden Alternativen verbinden,
verstärken? Dass Produktivität von Gemeingütern her gedacht wird, in digitalen
Netzwerken und ihrer Durchdringung physischer Bereiche, zugunsten von Überfluss
statt Knappheit?
Im Unterschied zu Ausstiegsphantasien
der siebziger Jahre steht einem heute die Informationstechnologie zur
Verfügung. Paul Mason findet Wikipedia ungemein inspierend, dass 27000
Freiwillige es weltweit schaffen, das Prinzip Enzyklopädie unter digitalen
Vorzeichen sowohl neu zu erfinden als auch in analoger Form obsolet werden zu
lassen. Was im Bereich des Wissens geht, könnte es nicht auch für die Künste
eine Anregung sein? Wir sehen, wo bereits die Diskussionen einsetzen werden:
Wie kann der künstlerische citoyen – einstehend für Freiheit,
Gleichheit, Solidarität als Prinzipien auch der Künste – im Verhältnis zu einem
derart anonymen, kollektiven Unternehmen gesehen werden? Für uns wirkt es, als
würde der aufgeklärte, selbstbewusste Künstler damit aufgefordert, erneut in
die Anonymität mittelalterlicher Baumeister zu treten. Doch Kollektivität
schließt sichtbare Eigenheit nicht aus, wie das Beispiel des Fußballers gezeigt
hat. Zwischen der Vereinzelung und der Anonymität steht die soziale Einbindung.
Sie erlaubt es, Eigenheit und Freiheit von der Gleichheit und Solidarität her
neu zu betrachten. Und dieser Blickwechsel ist vielleicht eine erste Art, den
Schlüssel in der eigenen Hand nicht nur für sich selbst zu wollen, sondern mit
anderen Künstlerinnen und Künstlern zu teilen.
[i] Vgl. Pierre-Michel Menger, Le travail
créateur – S’accomplir dans l’incertain, Paris, 2009,
S. 220: „La fréquence des vies professionnelles doubles,
associant le travail de vocation à un métier principal non artistique, est plus
grande dans les professions où l’exigence d’une formation spécifique, les
dépenses en capital requises pour pratiquer son art et la complexité de la
division du travail nécessaire à la production et à la diffusion des œuvres
sont faibles, voire absentes. C’est tout particulièrement le cas pour les
écrivains et, à un degré moindre, pour les plasticiens. (…) La nature
économique des activités – production de biens ou prestations de services – et
leur organisation différent, et les profils possibles de carrière avec elles.“
S. auch Volkmar Mühleis, Ein Kind lässt einen Stein übers Wasser springen – Zu Entstehungsweisen von Kunst, München, 2011, S. 115-116.
[ii] Das Postulat „Alle Menschen sind
Künstler“ findet sich schon bei Friedrich Schleiermacher (Friedrich Schleichermacher, Werke, Bd. 2, Entwürfe zu
einem System der Sittenlehre, Leipzig, 1913, S. 184). Bei Nietzsche möchte
ich insbesondere auf eine Formulierung in der Geburt der Tragödie hinweisen: „Der schöne Schein der Traumwelten,
in deren Erzeugung jeder Mensch voller Künstler ist, ist die Voraussetzung
aller bildenden Kunst (…).“ (Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie oder: Griechenthum und Pessimismus,
Stuttgart, 2004, S. 20.) Beuys’ Wahlspruch ‚Jeder Mensch ist ein Künstler‘
schließt sich hier an. Ähnlich lässt sich Johan Huizingas Darstellung des
allgemein ‚spielerischen Menschen‘ – in seiner Studie Homo ludens – mit einem Zitat von Gustav Klimt aus dessen
Eröffnungsrede zur Ausstellung der Wiener Sezession im Jahr 1908 vergleichen:
„Und weit wie den Begriff >Kunstwerk< fassen wir auch den Begriff
>Künstler<. Nicht nur die Schaffenden, auch die Genießenden heißen uns
so, die fähig sind, Geschaffenes fühlend nachzuerleben und zu würdigen. Für uns
heißt >Künstlerschaft< die ideale Gemeinschaft aller Schaffenden und
Genießenden.” (Zitiert in: Oskar Bätschmann, Ausstellungskünstler – Kult und Karriere im modernen Kunstsystem,
Köln, 1997, S. 16.)
[vi] Vgl. Are Artists Rich?
The Value of Artistic Work – Working Conditions, Rights and Demands of Visual
Artists in Europe, S. 29, s.
http://igbk.de/projekte/are-artists-rich-2012/#c3450 (Stand 25. Mai 2016).
[ix] Vgl. Volkmar
Mühleis, Der Kunstlehrer Jacotot –
Jacques Rancière und die Kunstpraxis, Paderborn, 2016.
[x] Vgl. Robert Fleck, Das Kunstsystem im 21. Jahrhundert –
Museen, Künstler, Sammler, Galerien, Wien, 2013.
[xi] Vgl. Pierre-Michel Menger, Le
travail créateur, op. cit., S. 213-215: „Les enquêtes sur les diverses
populations de créateurs nous apprennent qu’un règle générale, moins de 10 %
des artistes de chaque catégorie sont, au moment de l’enquête, en situation de
vivre exclusivement de leur art. C’est suggerer que pour l’immense majorité de
ceux qui n’occupent pas d’emplois stables dans des organisations artistiques où
l’exercice de leur métier est rémunéré comme tel, le recours à d’autres
ressources et à un emploi ou à une série d’autres emplois stables,
intermittents ou temporaire, est une obligation économique qui cohabite plus ou
moins aisément avec la pratique du travail artistique (…). Observons que la gestion
de ce placement ne peut pas être la même selon que le bénéficiaire est homme ou
femme. L’investissement dans le mariage ou la vie de couple accroît, ici comme
en règle générale (voir François de Singly, Fortune
et infortune de la femme mariée, Paris, PUF, 1987) les probabilités de
réussite de l’homme, et pénalise la carrière de la femme artiste.“ Der Autor stützt sich hierbei auf
die folgende Studie: N. Alper u. G. Wassall, „Artists’ Careers and Their Labor Markets”, in: Handbook of the Economics of Art and Culture, vol. 1, hrsg. v. V.
Ginsburgh u. D. Throsby, Amsterdam, 2006, S. 813-864.
[xii] Vgl. Cornelia Koppetsch u.
Sarah Speck, Wenn der Mann kein Ernährer mehr ist, Berlin, 2016.
Volkmar Mühleis
LUCA School of Arts Brüssel/Gent
volkmar.muhleis@luca-arts.be
Abonnieren
Posts (Atom)