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Von den drei Gegenfiguren, die
sich im Kapitalismus gehalten haben, dem religiösen Menschen, dem Naturmenschen
und dem Künstler (Hartmut Rosa) ist nur
der dritte willens und in der Lage, innerhalb
der Gesellschaft in der er lebt, einen Gegenentwurf darzustellen und damit ERfolg zu haben. Der Religiöse
und der Naturmensch entziehen sich der Welt, in die sie geworfen sind und
versuchen, in den Nischen, die Glaube und „Natur“ ihnen zur Verfügung stellen,
sich selbst treu zu bleiben. (Der religiöse Mensch kann zwar in diese Welt versuchen einzugreifen, aber aus seinem Selbstverständnis heraus bleibt er auf Distanz zu ihr. Er sucht in gewisser Weise keinen Erfolg in der Welt.)
Der Künstler hat zwar
theoretisch ebenfalls diese Option, aber im Grunde gehören zur Kunst Welt
und Mensch: die Welt als Material und Resonanzboden für das eigene
Schaffen und die Menschen als zumindest sekundäre Adressaten, die sich von der
Kunst ansprechen lassen können.
Hier liegt übrigens auch eine
mögliche Antwort auf die Frage des Philosophen Ch. Taylor, wieso gerade der
Künstler in der Spätmoderne eine so bedeutsame Figur geworden ist, wie noch nie zuvor in der
Menschheitsgeschichte. In der Kunst und nur dort scheint sich ein
Weg zu zeigen, bei sich zu bleiben statt den Zwängen des Kapitalismus
ausgesetzt zu sein, und zugleich in der Welt wahrgenommen werden zu können und auch
in einem der kapitalistischen Logik folgenden Sinn erfolgreich zu sein.
Auf einer symbolischen Ebene
mag dies zutreffen, aber real stellt sich den Kunstschaffenden dauernd die
Frage, wie es denn gelingen soll, innerhalb
dieser Welt mit ihrer kapitalistischen Struktur, bei sich zu bleiben und den
eigenen Fragen konsequent zu folgen. Die Sehnsucht nach Rückzug, der Nonnen und
Mönchen oder etwa einem Schafzüchter zu gelingen scheint, ist da nur allzu
verständlich.
Of
the three counter-figures in capitalism: the religious man,
the natural man and the artist (Hartmut Rosa), only the third is willing
and able, to present a
counter-proposal inside the society in which he or she lives. The Religious and the man of nature escape the world and try to be faithful with themselves inside the niches that faith and "Nature" seem to provide.
(The religios man might be able to act inside the world but from his selfimage he will stay in distance to the world. He or she does in some way not look for success in the world.)
Although the artist has also theoretically this option, art needs world and man: the world as material and resonance for his own work and the people as at least secondary addressees
that can be provoked or inspired by the art.Here,
incidentally, is also a possible answer to the question of the
philosopher Ch. Taylor, why the artist in the late modernity has
become such an important figure, more important as ever before in human history. Art and only art seems to show a way to stay with oneself and ones questions
instead of being hold by the constraints of capitalism, and even having the chance to be successful with it in the world. On
a symbolic level, this may be true, but in reality the artists
face constantly the question of how to succeed within this
world with its capitalist structure, to stay with oneself and to follow ones own questions consistently. The desire for retreat, as monks and nuns or a sheep farmer seems to have found, is too understandable.